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Auszug aus dem Protokoll der Wannseekonferenz

Zug der Erinnerung Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen

Ein Stück eigener Geschichte

BRAUNSCHWEIG - Über den Besuch einer Schulklasse im "Zug der Erinnerung" berichtet die "Braunschweiger Zeitung" am Dienstag:

Nationalsozialismus, Holocaust, Verantwortung für deutsche Schuld – vielen Jugendlichen fehlt heute der Bezug zu diesen Themen. Die Klasse 9 a der Mühlenbergschule in Edemissen hat sich gestern auf Spurensuche begeben: Sie besuchte den "Zug der Erinnerung" im Braunschweiger Hauptbahnhof. Mit Fragebögen ausgestattet, zogen die Hauptschüler in kleinen Gruppen durch die Waggons, um sich über das Schicksal deportierter Kinder und die Geschichte der Täter zu informieren. In den engen Abteilen betrachteten sie großformatige Fotos, lasen Biografien und schauten sich Kurzfilme an.

Der "Zug der Erinnerung", der von einer Dampflok gezogen wird, fährt die Strecken der Deportationszüge der Reichsbahn ab. Er steuert die Heimatstädte von mehr als 12 000 Kindern an, die zwischen 1940 und 1944 in Vernichtungslager verschleppt wurden. Viele von ihnen stammten aus jüdischen Familien oder aus Familien der Sinti und Roma. Schätzungen zufolge deportierten die Nazis etwa 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche aus ganz Europa. Der "Zug der Erinnerung" ist ein Projekt von mehreren deutschen Bürgerinitiativen, die mit der Wanderausstellung ein Zeichen gegen Rassenhass und Rechtsextremismus setzen wollen.

Die Schüler aus Edemissen hatten ihren Besuch im Unterricht vorbereitet. "Wir haben uns mit der Situation nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigt und uns die Frage gestellt, wie es zur Machtübernahme Hitlers kommen konnte", sagte Klassenlehrerin Inge Kleeberg. So lasen die Jugendlichen auch Morton Rhues Roman "Die Welle".

"Der Nationalsozialismus ist für die Schüler sehr weit weg", sagte Kleeberg. "Aber es ist unsere Aufgabe, sie dafür zu sensibilisieren, dass so etwas nie wieder passieren darf." Die Ausstellung mache die Geschichte erlebbar, indem sie persönliche Schicksale veranschauliche und Betroffenheit auslöse. Zahlen und Fakten allein gingen häufig an den Jugendlichen vorbei.

Besonders intensiv haben sich die Hauptschüler mit einem jungen Sinto namens Otto auseinandergesetzt, der am 18. August 1925 in Abbensen geboren wurde. Er besuchte die "Zigeunerklasse" der Schule Veltenhof, wurde 1943 deportiert und vermutlich in Auschwitz ermordet. Die Neuntklässler überlegten, was der Junge alles nicht mehr erlebt hat – von Partys bis hin zum Autofahren.

Vielen Schülern fiel es nach dem Rundgang durch die Ausstellung schwer, ihre Eindrücke in Worte zu fassen. "Ich finde es doof, dass so viele Kinder sterben mussten", sagte Annika Reimer, 14. Die Bilder der ermordeten Jungen und Mädchen hätten sie fassungslos gemacht.

Bei René Mücke, 15, hat die Geschichte der ermordeten Kinder eher Angst ausgelöst. Er wolle nun seine Großeltern zu ihren Erlebnissen befragen. "Man sollte wissen, was damals los war, das ist auch ein Stück eigener Geschichte", meinte er. Lisa Starke, 15, sieht das ähnlich: "Es ist wichtig, sich damit zu beschäftigen, damit so etwas nie wieder passiert." Schließlich gebe es heute wieder viele rechtsextreme Jugendliche.

Von Jan Patjen