Trenul amintirilor - Поезд воспоминания - Pociąg pamięci - Train of commemoration - Zug der Erinnerung - Az emlékezés vonata - Vurdon so na bistrel nahles - o treno tis mnimis - To treno tis mnimis - Pociag pamieci - Train de la mémoire - Zuch vun der Erënnerung - Vlak uspome

In Kooperation mit:

Baden-Württemberg, Niedersachsen-Mitte, NRW, Sachsen u. Thüringen

Auszug aus dem Protokoll der Wannseekonferenz

Zug der Erinnerung Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen

Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, am 9.3.2008

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Erwin, meine Damen, meine Herren,

wir sind heute hier am zugigen Düsseldorfer Bahnhof zusammengekommen, um uns – unweit des Güterbahnhofs Derendorf, von wo die Deportationszüge damals abfuhren - gemeinsam die Ausstellung über die deportierten Kinder im „Zug der Erinnerung" anzuschauen.

Ich bin froh und dankbar, dass unsere Stadt diese Ausstellung uneingeschränkt unterstützt und bedanke mich dafür stellvertretend bei Oberbürgermeister Joachim Erwin, vielen Dank!

Die Ausstellung legt Zeugnis darüber ab, mit welcher Präzision die Mordmaschinerie der Nazis in den Jahren der Deportationen funktioniert hat und darüber, dass es vieler gut geschmierter und gut funktionierender Zahnräder bedurfte, all die 6 Millionen Juden und die anderen, wie Sinti und Roma, in den Tod zu schicken. Abgesehen von den Mördern kam dabei die wichtigste Rolle der damaligen Reichsbahn zu, die aus Düsseldorf z.B. Edith, Max, Esther, Felix und Augusta - um nur einige zu nennen - in den Osten und damit in den Tod transportierte. Dabei ließ sich die Reichsbahn - schon damals - jeden Kilometer des Transports von den erwachsenen Todgeweihten gut bezahlen - wenn auch die Kleinkinder tatsächlich kostenfrei in den Tod befördert wurden.

Die neue Reichsbahn verlangt heute pro Stunde Aufenthalt dieses Zuges der Erinnerung auf einem deutschen Bahnhof zwischen 22 und 40 €, für jeden gefahrenen Kilometer 3,50 € und für die Nachtabstellung der Ausstellungswagen mit den Fotos und Dokumenten der Deportierten stündlich weitere 5 €.

Für mich hat es den Anschein, als ob es den heutigen Verantwortlichen im Nachhinein leid tut, die Kleinkinder damals kostenlos in den Tod befördert zu haben und heute - nachträglich -diese Geldeinbuße durch Rechnungsstellung in Zusammenhang mit diesem Zug, der eben an diese Kinder erinnert, ausgeglichen werden soll. Nur so kann ich diesen menschenverachtenden Zynismus verstehen.

Deshalb fordere ich die Reichsbahn von heute auf, sie möge die Finanzierung der Fahrten dieses Zuges von insgesamt lächerlichen 100.000 € aus den Gewinnen entnehmen, die sie seinerzeit mit den Todestransporten der erwachsenen Deportierten gemacht hat!

In den vergangenen Tagen und Wochen hat sich Hartmut Mehdorn, die aktuelle Führungsperson der neuen Reichsbahn, als Förderer oder gar als Initiator dieser historischen Ausstellungsrundfahrt des „Zuges der Erinnerung" aufgespielt. Andererseits wird er aber auch nicht müde, zu betonen, dass sein Unternehmen nicht die Rechtsnachfolgerin der damaligen Reichsbahn sei. Spätestens seit der Wiedervereinigung, die verbunden war mit der Übernahme der DDR-Reichsbahn durch die damalige Deutsche Bahn AG, ist das heutige Bahnunternehmen zumin­dest faktisch die Nachfolgerin der Reichsbahn des 3. Reiches.

Und Sie, Herr Mehdorn, sind keinesfalls ein Förderer oder gar Initiator dieser Ausstellung! Sie haben Vieles versucht, diese Ausstellung zu verhindern und tun heute noch viel, um sie zu behindern!
Nein, Herr Mehdorn, die Öffentlichkeit hat da ein ganz anderes Bild von Ihnen.

Die Öffentlichkeit sieht Ihre Person und Ihre politische Struktur so, dass Sie - wären Sie im 3. Reich in derselben Position gewesen wie heute, - möglicherweise sogar mit großer Überzeugung - genau dasselbe angeordnet hätten, wie ihre damaligen Vorgänger.

Es ist deshalb höchste Zeit, dass Sie endlich mit der Verhöhnung dieser unschuldigen Opfer­kinder und der weiteren Millionen von Toten durch Ihr salbungsvolles Geschwätz aufhören!

Nicht zuletzt auch wegen dieses Verhaltens des Hartmut Mehdorn hat die Bevölkerung unse­res Landes - in anderem Zusammenhang - in den vergangenen Monaten eine deutliche Sympathie für die Gewerkschaft der Lokführer - GDL - entwickelt; auch ich.

Ich wünsche der Ausstellung in Düsseldorf, wie auch in jeder anderen Stadt, den großen Erfolg von unzähligen Besuchern, von tausenden und Millionen betroffen gemachter Menschen und für manche der sogenannten Lenker unserer Staates deutlich mehr geschichtliches Verantwortungsbewußtsein.

Das gilt nicht nur für Herrn Mehdorn, sondern auch für Minister Tiefensee.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.