Trenul amintirilor - Поезд воспоминания - Pociąg pamięci - Train of commemoration - Zug der Erinnerung - Az emlékezés vonata - Vurdon so na bistrel nahles - o treno tis mnimis - To treno tis mnimis - Pociag pamieci - Train de la mémoire - Zuch vun der Erënnerung - Vlak uspome

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Auszug aus dem Protokoll der Wannseekonferenz

Zug der Erinnerung Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen

Anläßlich der Eröffnung der Ausstellung auf dem Gothaer Hauptbahnhof hielt der Vorstandssprecher der bundesweiten Bürgerinitiative die folgende Rede:


Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,
liebe Freunde,

seitdem der "Zug der Erinnerung" durch Deutschland fährt, seit gerade zwei Monaten, sind über 60.000 Menschen auf die Bahnhöfe gekommen, um sich in einer unscheinbaren Ausstellung mit der Geschichte ihrer Eltern und Großeltern zu konfrontieren. Gekommen sind nicht die Nachfahren der Opfer (davon sind nicht viele in Deutschland geblieben), gekommen sind die Nachfahren der Täter. Was sie stumm betrachten, ist das unermeßliche Leid, das über andere gebracht wurde und dieses Leid, liebe Freunde, ist unser aller Erbe.

Niemand sieht gerne in einen Spiegel, in dem er diese Botschaft lesen muß; es braucht Demut und auch Zorn, um das Erbe anzunehmen, diese Schande, die über uns kommt, wenn wir in die Gesichter der deportierten Kinder sehen. Aber über 60.000 Nachfahren sind gekommen! Sie ertragen diesen Blick in den Spiegel der Geschichte, und es werden im "Zug der Erinnerung" täglich mehr.

Der Andrang auf den "Zug der Erinnerung" ist nur eine unbedeutende Fußnote unserer Gegenwartsgeschichte, aber eine, die Hoffnung macht. Die Anteilnahme, die dem "Zug der Erinnerung" entgegengebracht wird, zeigt, daß es in Deutschland nicht an Verständnis für die Lehren der Geschichte fehlt. Was fehlt, ist ein gesellschaftlicher Konsens, der alle einbezieht, die in Deutschland Verantwortung tragen.

Dazu gehören insbesondere jene, die ihren wirtschaftlichen oder politischen Einfluß geltend machen könnten, um die Glut der Erinnerung nicht verlöschen zu lassen. Unter ihnen gibt es Bedeutende, die sich gegen die Erinnerung wehren oder den Ort, den Anlaß, die Art der Erinnerung ohne uns bestimmen möchten. Sie scheinen die Lehren der Geschichte für ihr heutiges Handeln zu fürchten. Ihr ritueller Umgang mit der historischen Wahrheit, die immer selben Zeremonien des Gedenkens, ermutigen nicht, sondern ersticken den gesellschaftlichen Wunsch, aus der Geschichte Konsequenzen zu ziehen. Im Brei der offiziösen Alibiveranstaltungen wächst ein Unbehagen, das den Wiedergängern der Massenverbrechen zugute kommt.

Der "Zug der Erinnerung" steht nicht auf geheizten Bahnhöfen, er hat keine erste Klasse, er ist bescheiden anzusehen. Sein Weg durch Deutschland zur Gedenkstätte Auschwitz ist nur möglich, weil ihn ein Querschnitt unserer Gesellschaft befördert, weil diese Erinnerung von unten kommt. Das macht Hoffnung und verbindet. Denn trotz aller Widerstände wird diese Erinnerung auch von den Bahnbediensteten geteilt, die dem Zug die Gleise frei machen und ihn sicher geleiten. Es ist anders als damals.

Für diese Zivilcourage, für diese Hilfe bedanken wir uns - bei den Kolleginnen und Kollegen in Gotha, bei der Stadt Gotha und ihrem Oberbürgermeister, der zu den ersten gehörte, die den "Zug der Erinnerung" eingeladen haben, und bei Ihnen, Herr Ministerpräsident, der Sie Kraft Ihres Amtes den Kindern die Ehre erweisen!